Council

Council ist eine Form von gewaltfreier, nicht-hierarchischer Kommunikation, die eine einfache Grundstruktur hat und von vielen alten Traditionen überliefert ist.

Übersetzt bedeutet Council „zu Rate sitzen“. Eine Gruppe von Menschen sitzt im Kreis. Sie hat ein gemeinsames Anliegen, eine Frage oder einen Konflikt, oder sie möchte sich einfach üben im Zuhören und Gehört werden. Die Person, die den Redegegenstand hält, spricht. Der Redegegenstand wird im Uhrzeigersinn weitergereicht. Jede Person erhält die Aufmerksamkeit aller anderen. Council kann kurz sein, ist aber nie schnell.  Die Grundform des Council kann frei verändert werden und findet sich so in vielen anderen Methoden, wie world café, open space, Dialog nach David Bohm oder Dynamic Facilitation und vielen mehr.

Bei Kreiskultur nutze ich den Kreis als Form auf viele Arten, im Council wird die Verbundenheit der TeilnehmerInnen besonders deutlich.

Councils can be held in English. Please contact me via telephone or email.

Wieso Council?

Zuhören und gehört werden

Im Council entdecke ich wieder, dass ich Zuhören kann und dass ich gehört werde. Council ermöglicht das Einüben nicht hierarchischer Kommunikation, einer Kommunikation auf Augenhöhe.  Jede und jeder kommt zu Wort, auch die, die sich oft nicht zu Wort melden. Im Council kommen introvertierte und extrovertierte Menschen leicht miteinander ins Gespräch. Mit Hilfe des Redegegenstandes erhält jede/r Teilnehmende für einen Moment die ungeteilte Aufmerksamkeit der Gruppe.

Selbstwahrnehmung

Ich - so wie alle anderen im Kreis -bekomme Raum, in Kontakt mit mir selbst zu gehen, meine Selbstwahrnehmung zu praktizieren. Ich werde unterstützt und bestärkt, mich wahrzunehmen und mitzuteilen. Es wird deutlich, dass jeder Beitrag wertvoll ist und ich kann sprechen, ohne unterbrochen zu werden. Es wird erfahrbar, dass das Ganze größer ist als die Summe der einzelnen Beiträge.

Zugehörigkeit und Kooperation

Aussagen werden nicht bewertet oder kommentiert, es gibt weder richtig oder falsch noch Verlierer oder Gewinner. Über diese besondere Qualität des Sprechens wird der Kontakt mit mir selbst möglich und ein immer klareres Gefühl für das, was mich ausmacht entsteht und stärkt mein Selbst-Bewusst-Sein. Meine Grenzen zu spüren und im Kreis zu wahren, gehört auch dazu. Council öffnet Wege heraus aus der Wahrnehmung, isoliert zu sein, anders oder ausgeschlossen zu sein.

Neue Sichtweisen

Die Teilnehmenden lernen, Verantwortung für ihre eigenen Bedürfnisse und Anliegen zu übernehmen und diese angemessen und mit Respekt für die Gruppe / die anderen Teilnehmenden einzubringen. Im Kreis erkenne ich mich in den Anderen und erkenne Andere neu. Ich nähere mich der Wahrheit an, dass alle Menschen von denselben grundlegenden Bedürfnissen bewegt werden.

Streitkultur

Council schafft einen Raum, in dem Konflikte, auch verdeckte oder eskalierte Konflikte, geklärt werden können. Council wirkt aber auch prophylaktisch, denn Spannungen und Konflikte werden früh sichtbar und können vor einer Eskalation gut und angemessen bearbeitet werden.

zeitsparend

Council ist langsam und spart Zeit. Es entzieht sich der Dynamik von Geschwindigkeit und Effektivität und führt doch zu tiefen Wahrheiten und tragfähigen Entscheidungen.

einfach

Council ermöglicht durch seine einfache und klare Struktur schnell eine gute Gesprächskultur und bietet gerade bei wiederholter Anwendung wertvolle individuelle und gemeinschaftliche Lernchancen.

 

 

 

Was ist Council?

„Bei einem Council hörst du mit den Ohren eines Hasen in die Stille zwischen den Worten.“

Zimmerman/Coyle 2010, in „Der große Rat“

Council basiert auf vier tragenden Säulen. Es geht um ein fehlerfreundliches Üben und Tun und darum, sich immer wieder an diese Absichten zu erinnern und an ihnen auszurichten:

  • Das Sprechen aus dem Herzen: Ich darf mich so offen und aufrichtig zeigen, wie es das Vertrauen im Kreis zulässt. Auch unbequeme Wahrheiten dürfen gesagt werden. Ich spreche in Ich-Botschaften. Auch Schweigen ist ein Beitrag.
  • Das Zuhören aus dem Herzen: Ich übe mich darin, das Gehörte innerlich nicht zu bewerten, sondern mit einem immer wieder neuen, aufrichtigen Interesse der anderen Person zu lauschen. Ich gehe in Resonanz und fühle mit dem Herzen auch das, was zwischen den Worten mitgeteilt werden möchte. Ich unterbreche die sprechende Person nicht und gebe auch später keine Ratschläge.
  • Das spontane Sprechen: Wenn ich den Redegegenstand bekomme, darf ich alles vergessen, was ich mir eventuell vorgenommen hatte zu sagen und frage mich, was jetzt in diesem Moment gesagt werden will. Mit der Zeit entsteht das Vertrauen, dass dieser Beitrag, auch wenn er mich vielleicht selbst überrascht, wichtig ist
  • Die Konzentration auf das Wesentliche: die Beiträge sind so kurz wie möglich und so lang wie nötig. Ich nehme mir die Zeit, die ich benötige und gewähre ebenso den anderen ihre Zeit.

Alles was im Kreis gesprochen wird, bleibt im Kreis und wird vertraulich behandelt.

Die Leitung ist Teil des Kreises. Sie bietet den Rahmen und achtet auf die Einhaltung der Grundregeln. Die Dynamik eines Council ist jedes Mal neu. Unabhängig vom vorgegebenen Thema kann sich ein Council eigendynamisch entfalten. Es zeigt sich, was für die Gruppe gerade wirklich wesentlich ist. Die Unterstützung der Gruppe zum gegenwärtigen Moment und zum Wesentlichen hin, durch Impulse oder kurze Zusammenfassung des Gesprochenen, ist Aufgabe der Leitung.

Council ist langsam. Es führt zu einer sehr starken Entschleunigung, was gelegentlich zu Beginn für manche nicht leicht auszuhalten ist – andere berichten von einer großen Erleichterung. Hier ist es wichtig, die Übergänge für alle machbar zu gestalten. Council ist ebenso kurzweilig und abwechlungsreich.

Inhalte

Im Council kann grundsätzlich jedes Thema Inhalt sein, je nach Anliegen und Situation der Gruppe. In Schulklassen gilt es, in einem Vorgespräch mit dem/der LehrerIn herauszufinden, was ein geeignetes Einstiegsthema sein könnte. Ein klar definiertes Thema erleichtert den Einstieg ins Sprechen. Sinnvoll kann in längerfristig bestehenden Gruppen wie einer Schulklasse oder einem Arbeitsteam eine regelmäßige Selbstmitteilungsrunde in Councilform sein (wie geht es mir heute, jetzt gerade), in der regelmäßig geübt wird, mit sich selbst und den anderen gut in Kontakt zu bleiben, wertschätzend mit eigenen und anderen Grenzen umzugehen und von dieser Basis aus gemeinsam Ideen zu entwickeln.

Hintergrund

Gut überliefert ist die Tradition des Council von den indigenen Völkern Nordamerikas. Die Ojai Foundation lehrt Council ausgehend von dieser Basis ebenso wie andere Schulen aus Nordamerika. Ob es eine Tradition auch mit europäischen Wurzeln gibt, können wir nur vermuten. Council, wie ich es bei Kreiskultur praktiziere und anbiete, ist ein Basis-Council, das den Kreis, den Redestab und die Mitte als wesentliche Elemente nutzt. Die innere Haltung ist eine, die sich im Wesentlichen an der humanistischen Psychologie orientiert. Die Grundannahmen finden sich u.a. in der systemischen Therapie und Beratung, der Transaktionsanalyse („ich bin ok – du bist ok“), in der gewaltfreien Kommunikation, der themenzentrierten Interaktion, der dynamic facilitation und in der Mediation.

Ich gehe davon aus, dass eine wohlwollende (Selbst-)Wahrnehmung die Basis für die Entfaltung der eigenen Möglichkeiten und damit für ein gelingendes Miteinander ist.

Aktuell findet sich Council und Varianten davon in vielen Bereichen der Moderation und Organisationsentwicklung. Es gibt „wisdom councils“, also Ältestenräte, in vielen Organisationen, Moderationsmethoden wie das „world café“ oder „fish bowl“ z.B. in Beteiligungsprozessen mit BürgerInnenräten.

Der Klassenrat ist in vielen Schulen ein Standardinstrument und enthält Anteile des Council. Aus der Beschäftigung mit Council kann auch für erfahrene KlassenratleiterInnen viel gewonnen werden.

Weiterführende Literatur

Literatur zu Council

Baldwin, C.: Calling the circle – the first and future culture, Bantam Books 1998
Manitonquat, Der Weg des Kreises, Biber-Verlag, Extertal 2000
Baldwin, C. und Linnea, A. : Circle: Die Kraft des Kreises, Beltz, Weinheim 2014
Zimmerman, J. und Coyle, V.: Der große Rat, Arbor-Verlag, Freiburg 2010 (Titel der Originalausgabe: „The way of council“)

Literatur zu verwandten Methoden

Davis, E. und Leonhard, C.: Im Kreis des Lebens, Arun-Verlag, Uhlstädt 2010
Marshall B. Rosenberg; Gewaltfreie Kommunikation – eine Sprache des Lebens, Junfermann, Paderborn 2009
Scout Cloud Lee: Der heilige Kreis, Arun-Verlag, Uhlstädt 1998
Zubizarreta, R. und zur Bonsen, M.: Dynamic Facilitation, Beltz, Weinheim 2014
Zur Bonsen, M. und Maleh, C.: Appreciative Inquiry, Beltz, Weinheim 2012
Bohm, David: Der Dialog, Klett-Cotta 2008